Gemeinsam mit der Bevölkerung vor Ort setzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Menschen für Menschen Maßnahmen aus fünf Bereichen um, die eine langfristige Entwicklung der Region zum Ziel haben. Die Maßnahmen werden dabei nicht einzeln betrachtet, sondern stehen immer im Zusammenhang zueinander. Dadurch entstehen Erfolge, die bleiben, und von den Menschen weitergetragen werden.

Zusammenhänge erkennen

Die Herausforderungen, vor denen die Menschen im ländlichen Äthiopien stehen, sind vielseitig und hängen oft zusammen. Mangelernährung, zum Beispiel, ist nicht bloß eine Folge von zu wenig an Essen. Vielmehr haben die Familien oft weder genug Land zur Verfügung, um ausreichend Getreide oder Gemüse anzubauen, noch gibt es eine Vielfalt im Anbau, sodass es an vitamin- und nährstoffreicher Kost fehlt. Die Böden sind meist ausgelaugt und von fortschreitender Erosion betroffen, sodass bei Regenfällen vielen Bauern wortwörtlich die Lebensgrundlage in Form von fruchtbarer Erde weggeschwemmt wird. Auch althergebrachte Methoden der Bewässerung führen dazu, dass sich tiefe Furchen durch die Felder ziehen. Wenn Bewässerung überhaupt möglich ist, denn viele Quellen würden zwar genug Wasser liefern, doch wird es oft nicht effizient genutzt. Mangelernährung führt auch zu einem schwachen Immunsystem, das vor allem bei Babys, Kleinkindern oder älteren Menschen ohnehin durch häufig auftretende Durchfallerkrankungen geschwächt ist: eine Folge des verschmutzten Wassers, das aus Mangel an Alternativen aus offenen Rinnsalen geschöpft wird.

Zusammenhängend arbeiten

Am Beispiel der Mangelernährung zeigt sich, dass langfristige Veränderung nur hervorgerufen werden kann, wenn die Ursachen von Problemen bekämpft werden, und nicht nur die Folgen. Schon Karlheinz Böhm sagte: „Wichtig ist für mich der Gedanke ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘, denn mit einer Speisung ohne Zukunftsperspektive ist keinem langfristig gedient.“ Diesem Prinzip folgt die Organisation Menschen für Menschen auch im 38. Jahr ihres Bestehens. Denn die Herausforderungen in den Projekten können nie isoliert betrachtet werden und durch Einzelmaßnahmen auch nicht nachhaltig gelöst werden. Um die Familien dabei zu unterstützen, ihre Erträge zu steigern, bedarf es neben besserer Anbau- und Bewässerungstechniken auch neuem, vielseitigem Saatgut. Sowohl für Getreide, als auch für verschiedene Obst- und Gemüsesorten. Damit dieses gut wächst, muss durch Maßnahmen wie Aufforstung oder Terrassierungen der Boden geschützt und die Erde wieder fruchtbar gemacht werden. Eine gezielte und kontinuierliche Bewässerung von Obstbäumen oder Gemüsegärten wird unter anderem durch die Errichtung von Nachtspeicherbecken bei ergiebigen Quellen ermöglicht, wo selbstverständlich auch sauberes Trinkwasser für die Bevölkerung verfügbar gemacht wird. Man sieht: Nachhaltige Entwicklungsmaßnahmen sind wie die Zahnräder eines Uhrwerks. Alle müssen gut aufeinander abgestimmt sein und perfekt ineinandergreifen, dann erst sind bleibende Erfolge möglich. Der integrierte Ansatz beruht daher auf fünf Elementen, die für eine nachhaltige Entwicklung essentiell sind: Landwirtschaft, Wasser, Bildung, Gesundheit und Einkommen.

Mehr über die unterschiedlichen Maßnahmen finden Sie unter:

www.mfm.at/projekte

Integrierte nachhaltige Entwicklung

Aus den Bereichen Landwirtschaft, Wasser, Bildung, Gesundheit und Einkommen werden verschiedene Maßnahmen abgeleitet, miteinander verbunden und gemeinsam mit der Bevölkerung umgesetzt. Ziel ist die nachhaltige Entwicklung ganzer Regionen.

IM__Image-Map.png Element1 Element2 Element3 Element4 Element5

Landwirtschaft

Kaffeekränzchen unter Bäumen

Die Familien im Washa-Catchment ernten heute tonnenweise Kaffee, Gemüse und Früchte. Das haben sie ihrem persönlichen Einsatz zu verdanken und der wichtigsten Hilfe überhaupt: Wissen und Know-how.

Kaffeesetzlinge werden in den Baumschulen von Menschen für Menschen herangezogen und an die umliegenden Bauern verteilt. Sie gedeihen am besten unter schattenspendenden Bäumen. (Foto)

Landwirtschaft Der Großteil der Bevölkerung im ländlichen Äthiopien muss als Kleinstbauer ein Auskommen finden. Das wird aufgrund veralteter Anbaumethoden, fortschreitender Erosion und ausgelaugten Böden jedoch immer schwieriger. Deshalb ist es wichtig, diese Lebensgrundlage zu sichern. Die Bäuerinnen und Bauern in den Projektregionen lernen in landwirtschaftlichen Kursen verbesserte Anbau- und Bewässerungstechniken kennen. Terrassierung und Aufforstung wirken der Erosion entgegen. Ertragreicheres Saatgut und teils noch unbekannte Obst- und Gemüsesorten wie Paradeiser, Mangold, Äpfel oder Mangos tragen außerdem zu einer gesicherten, vitaminreichen Ernährung der Familien bei.

„Um die Affen zu verjagen, haben wir früher den Wald auf dem Hügel abgebrannt“, erzählt Tolessa fast beiläufig, als wir uns mit ihm und anderen Bauern aus dem Washa Catchment über die Entwicklung des abgelegenen Talkessels unterhalten. Warum wollten sie die Affen vertreiben? „Sie haben unsere Ziegen angegriffen. Wir wussten uns nicht anders zu helfen“, erklärt Tolessa ihre Entscheidung, die schwerwiegende Folgen für die Region haben sollte: Die Brandrodung führte zu erodierten Hängen, ohne Baumwurzeln konnte sich die Erde nicht mehr halten und wurde abgeschwemmt. Mit den Affen verschwand also auch die fruchtbare Erde, was wiederum zu schlechteren Ernten führte und zu großen Erosionsgräben, die nach und nach die Felder verschlangen. „Heute wissen wir, dass wir falsch gehandelt haben. Aber bis vor sieben Jahren wusste niemand von uns, was man gegen diese schlimmen Auswirkungen machen kann.“ Vor sieben Jahren begann Menschen für Menschen mit der Arbeit in der Region. „Wir lebten im wahrsten Sinne des Wortes in einer Höhle“, erzählt Fufa und spielt damit auf den Namen der Region an, denn „Washa“ ist Amharisch für „Höhle“. „Niemand zeigte uns bessere Anbautechniken“, erzählt Fufa und Tolessa ergänzt: „Wir wussten auch nicht, wie man Bäume anpflanzt oder wie wichtig es ist, verschiedene Bäume anzupflanzen. Die Erosion der Böden war ein großes Problem für uns.“

Tolessa gemeinsam mit seinen NachbarInnen (Foto)

„Um die Affen zu verjagen, haben wir früher den Wald auf dem Hügel abgebrannt. Heute wissen wir, dass das ein Fehler war.“ Tolessa hat gemeinsam mit seinen NachbarInnen die Region langsam wieder aufgeforstet.

Abholzung auf den Grund gehen

Dabei sind es gar nicht so drastische Methoden wie Brandrodung, die in Äthiopien die Bodenerosion voranschreiten lassen. Holz ist ein wichtiger Nutzstoff und wird beispielsweise zum Hausbau verwendet, aber auch in der Küche kommt viel des wertvollen Rohstoffs zum Einsatz: Traditionelle Kochstellen bestehen lediglich aus drei am Boden liegenden Steinen, auf denen eine Tonplatte platziert wird. Dieses offene Feuer verbraucht massenhaft Brennmaterial. Dafür wird getrockneter Dung verwendet, der wiederum als Dünger auf den Feldern fehlt, aber vor allem Reisig und Holz, die in den umliegenden, ausgedünnten Wäldchen gesammelt werden. Außerdem führt der Kinderreichtum der Familien dazu, dass mehr landwirtschaftliche Fläche gebraucht wird, wozu Wald oft gerodet wird.

Heute sind nur noch 11% der Landesfläche Äthiopiens von Wald bedeckt. Wer sich das schlecht vorstellen kann, findet in Europa Vergleichbares: Auch in Großbritannien oder den Niederlanden1 beläuft sich die von Wald bedeckte Fläche auf etwa denselben Anteil. Aber es sah dort tatsächlich schon schlechter aus: Rund um 1900 wiesen beide Länder lediglich eine Waldfläche von 2 bis 3% auf. Auch in Äthiopien ist mittlerweile ein kleiner Aufwärtstrend zu verzeichnen, was groß angelegten Aufforstungsprojekten zu verdanken ist sowie dem Schutz bestehender Wälder, wie zum Beispiel des Chilimo Waldes westlich der Hauptstadt Addis Abeba, den man auf dem Weg in die österreichischen Projektregionen durchquert.

1 Ironischerweise leitet sich der Name der niederländischen Region „Holland“ von „holtland“, also „Holzland“ ab. Der Holzbestand schwand jedoch aufgrund des Schiffbaus.

Die 22-jährige Ayantu. Sie ist eine von 16 Angestellten, die sich in der Baumschule im Washa Catchment um die Aufzucht der Pflanzen kümmert. (Foto)

Die 22-jährige Ayantu ist eine von 16 Angestellten, die sich in der Baumschule im Washa Catchment um die Aufzucht der Pflanzen kümmert.

Vielfältige Wälder

„Wir beschäftigen Menschen aus der Region, um Samen der heimischen Bäume aus dem Chilimo Wald zu sammeln“, erzählt Abayneh Aleme, der in den Projektregionen Ginde Beret und Abune Ginde Beret für die agrarökologischen Maßnahmen verantwortlich ist. Die Samen werden anschließend in den Baumschulen von Menschen für Menschen ausgesät und zu Setzlingen aufgezogen. „Gepflanzt werden diese Setzlinge dann wiederum von der Bevölkerung. Sie kommen unter anderem bei großflächigen Aufforstungsprojekten zum Einsatz. Manche heimische Bäume wachsen zwar langsam, aber bringen viele wichtige Vorteile mit sich“, erklärt Abayneh den Nutzen einer Mischpflanzung: „Schnell wachsende Bäume können von der Bevölkerung relativ rasch als Nutzholz genutzt werden, zum Beispiel für den Hausbau oder als Einkommensquelle. Zwischen ihnen werden andere Bäume, Sträucher und Gräser gepflanzt, die langfristig zur Bodenkonservierung beitragen. So werden ganze Landstriche wieder fruchtbar gemacht und dank des Wurzelwerks kehren auch Wasserquellen wieder zurück.“

Baumschule – Über 600 Baumschulen hat Menschen für Menschen in den Projektregionen eingerichtet. Sie werden später von der Regionalregierung und der Bevölkerung weiterbetrieben. (Foto)

Über 600 Baumschulen hat Menschen für Menschen in den Projektregionen eingerichtet. Sie werden später von der Regionalregierung und der Bevölkerung weiterbetrieben.

Tonnenweise Kaffee

Mittlerweile fährt samstags ein Bus vom Washa Catchment nach Kachisi, der Hauptstadt der Region. Angelegt wurde die Straße gleich zu Beginn der Projektarbeit von Menschen für Menschen und ist seitdem eine Lebensader für die Region geworden. Denn Bauern wie Tolessa oder Fufa produzieren mittlerweile Obst, Gemüse und Kaffee im großen Stil. Ihre Produkte mühsam auf dem Rücken durch eine einst unwegsame Schlucht nach oben zum Markt zu schleppen, ist heute fast undenkbar. „Der Kaffee aus dem Washa Catchment ist heiß begehrt am Markt“, erzählt Projektleiter Berhanu Bedassa. Etwa 4 bis 5 Tonnen Kaffee ernten allein die Bauern im Washa Catchment jährlich. Ganze 500 Kilo davon stammen von den Sträuchern Tebeles, der auch schon die ersten Avocados ernten konnte. „Ein Avocadobaum braucht sehr lange, etwa 7 bis 8 Jahre, bis er Früchte trägt. Aber es zahlt sich aus“, erzählt Tebele. Ein Kilo Kaffee kostet in Kachisi etwa 100 Birr, also umgerechnet etwa 3 Euro. Tebele verdient also allein mit seinem Kaffee etwa 1.500 Euro im Jahr, was in etwa dem jährlichen pro Kopf-Einkommen Äthiopiens entspricht.

Heute liefern Fufa und seine NachbarInnen Obst, Gemüse und Kaffee zu den großen Märkten der Region. (Foto)

Heute liefern Fufa und seine NachbarInnen Obst, Gemüse und Kaffee zu den großen Märkten der Region.

„Wir haben in den letzten Jahren gelernt, was zu tun ist, um unsere Umwelt zu schützen und damit unser Einkommen zu sichern“, erzählt Tolessa. „Ob wir nun auf unserem Hof Bäume pflanzen, die Hänge wieder aufforsten oder Terrassierungen anlegen, all das nutzt am Ende uns allen und ganz besonders unseren Kindern.“

Mehr über unsere Maßnahmen im Bereich Landwirtschaft lesen Sie hier:

www.mfm.at/landwirtschaft

Ernährung sichern und Perspektiven schaffen. Maßnahmen im Bereich Landwirtschaft wirken sich positiv auf Mensch und Umwelt aus:

Ernährung

Wirkungskette Landwirtschaft – Ernährung (Grafik)

Umwelt

Wirkungskette Landwirtschaft – Umwelt (Grafik)

Bei einer Evaluierung werden die einzelnen Glieder der Wirkungskette analysiert: Welche Mittel wurden eingesetzt (Input), welche Leistung wurde damit erbracht (Output), welche direkte (Outcome) und welche langfristige Wirkung (Impact) wurde erzielt?

Wasserversorgung

Für ein Glas Wasser

Wie weit gehen Sie für ein Glas frisches Wasser? Ein paar Meter, einen Kilometer oder gar weiter? Wahrscheinlich nur ein paar Schritte, bis Sie beim nächsten Wasserhahn in Ihrer Küche sind.

Zwei Männer im Brunnen beim Brunnenbau (Foto)

Wasser Der Zugang zu sauberem Wasser ist die Grundlage für Leben. Um diesen Zugang zu sichern, werden gemeinsam mit der Bevölkerung Brunnen und Quellfassungen in der Nähe der Dörfer gebaut. Ein Wasserkomitee, das aus Frauen und Männern aus dem jeweiligen Dorf besteht, sorgt dafür, dass nach Fertigstellung des Brunnens oder der Quellfassung auch eine entsprechende Wartung und Instandhaltung erfolgt. Wasser nutzbar zu machen, sichert auch die Ernährung ganzer Dörfer: Mit dem Wissen über richtige Bewässerung und dem Anlegen einfacher Bewässerungskanäle lässt sich der Ernteertrag nachhaltig steigern.

Im ländlichen Äthiopien gehen die Frauen durchschnittlich 6 Kilometer zu Fuß, um Wasser für ihre Familien zu holen. Und das jeden Tag. Jeder Tropfen des erfrischenden Nass wird von ihnen über Stock und Stein mühsam nach Hause getragen. Eine Situation, die im wahrsten Sinne des Wortes schlichtweg untragbar ist.

Eine Quelle für Tier und Mensch

„Wir teilen uns die Wasserstelle mit den Tieren und unsere Frauen müssen erst einmal dreißig Minuten warten, bis sie überhaupt Wasser schöpfen können, das nicht völlig vom Schlamm getrübt ist“, erzählt Fufa Gemachu, der tatkräftig bei der Errichtung des neuen Handpumpbrunnens in der Nähe des Dorfes Bura Mariyam mithilft. Oft gibt es auch einfach zu wenig Wasser, vor allem während und nach längeren Trockenperioden. Fufa ist Vorsitzender des Wasserkomitees. Er und seine Nachbarn sind froh, dass es endlich besser wird. Sie und ihre Familien leiden unter den gesundheitlichen Folgen des verschmutzten Wassers, das sie täglich nach Hause tragen müssen. Die ungeschützten Quellen, aus denen die Menschen ihr tägliches Trink- und Nutzwasser schöpfen, sind voll Bakterien und Parasiten. Auch Blutegel sind im Wasser zu finden. Sie können den Menschen und auch den Nutztieren gefährlich werden, wenn sie sich im Mund- und Rachenraum festsetzen. Durchfallerkrankungen, Hepatitis A und Typhus gehören zu den gängigsten Krankheiten in Äthiopien, die unter anderem durch Fäkalkeime, zum Beispiel im verschmutzten Wasser, übertragen werden1. Insbesondere für Babys und Kleinkinder können diese Krankheiten lebensbedrohlich werden. Fast ein Viertel der Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren sind in Äthiopien auf Durchfallerkrankungen zurückzuführen2. Zwar hat sich der Zugang zu sauberem Wasser in Äthiopien seit 1990 etwa vervierfacht, dennoch haben nach wie vor nur 61,1 Prozent der Bevölkerung Zugang3 zu sauberem Wasser, in den ländlichen Regionen sind es sogar nur 55,1 Prozent der Menschen.

Schatzsuche in 12 Meter Tiefe

Deshalb wird in Bura Mariyam auch trotz glühender Hitze eifrig gebaut. Rund sechs Meter des Brunnenschachtes sind schon gegraben, zwölf Meter sollen es insgesamt werden. Keine einfache Aufgabe, wenn man bedenkt, dass jeder Meter von Hand gegraben wird und das Erdreich Kübel für Kübel aus dem Schacht an die Oberfläche gebracht wird. Die Helfer schwitzen kräftig, aber die Aussicht auf sauberes Wasser entschädigt für die Mühe. Ababey Damissia überwacht die Arbeiten und legt selbst geschickt Hand an. Er ist als Baumeister für den Brunnenbau verantwortlich. Worauf es ankommt und welche Probleme es zu meistern gilt, weiß er nur zu gut, denn seit 2011 ist er für Menschen für Menschen in der Region tätig. „Manchmal kommt es vor, dass das Erdreich nicht fest genug ist, dann kann es einbrechen und wir müssen an einer anderen Stelle erneut zu graben beginnen“, beschreibt er eine der Herausforderungen. Ababey gibt seinen Helfern klare Anweisungen. Auch die Brunnenringe, die später in den Schacht eingesetzt werden, entstehen direkt vor Ort. Mit einfachen Mitteln werden Sand, Wasser und Zement gemischt und schließlich in Eisenformen gegossen. Dabei muss es aufgrund der großen Hitze schnell gehen und jeder Handgriff sitzen. Die Qualität der Ringe ist entscheidend für die Langlebigkeit des Brunnens. In einige Brunnenringe werden auch Steine miteingegossen. Diese haben eine Filterfunktion, damit das Wasser möglichst klar und sauber an die Oberfläche gepumpt wird.

Zwei Männer gießen die Betonringe für den Brunnen, dabei ist besondere Sorgfalt gefragt. (Foto)

Beim Gießen der Betonringe für den Brunnen ist besondere Sorgfalt gefragt.

Ababey nimmt die an ihn gestellten Herausforderungen aber mit Humor. „Manchmal übernachte ich sogar hier im Zelt, das neben der Baustelle aufgestellt ist, bis der Brunnen fertig ist“, erzählt er lachend. „Die Bevölkerung im Dorf versorgt mich dann mit Essen und versucht, meine Arbeit bestmöglich zu unterstützen. Für sie ist jeder Brunnen ein wahrer Segen. Ich selbst sehe meine Arbeit als sehr wertvoll an, da es das Leben der Menschen unmittelbar verbessert.“ Dort wo es die Gegebenheiten zulassen, errichtet Menschen für Menschen Quellfassungen mit einem Becken zum Waschen der Wäsche und einer eigenen Viehtränke. Bei besonders starken Quellen kann auch ein Speicherbecken erbaut werden, um das über Nacht fließende Wasser zu sammeln. Dies dient dann für die Bewässerung der umliegenden Flächen. Dort kann später Gemüse angebaut werden, das den Bauern einen zusätzlichen Ertrag bringt. Manchmal ist es sogar möglich, eine Dusche zu errichten. Eine wahre Sensation in den abgelegenen Gegenden und für die ältere Bevölkerung erst gewöhnungsbedürftig, da Wasser so kostbar ist, dass sie es nicht gewohnt sind, dieses in größeren Mengen für die Körperhygiene zu verwenden. Sie haben in ihrer Kindheit noch gelernt, sich abends vor dem Schlafengehen nur die Beine zu waschen um Wasser zu sparen.

Mädchen holt Wasser aus einer Wasserstelle (Foto)

Der Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäreinrichtungen ist auch ein zentraler Punkt der sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs). Die SDGs sind nachhaltige Entwicklungsziele, die von den Vereinten Nationen im September 2015 beschlossen wurden. Neben dem Zugang zu sauberem Trinkwasser wird auch eine angemessene und gerechte Sanitärversorgung und Hygiene für alle angestrebt. Dass Menschen im Freien ihre Notdurft verrichten müssen, soll ein Ende gesetzt werden, unter besonderer Beachtung der Bedürfnisse von Frauen und Mädchen. In Äthiopien haben lediglich 12,74 Prozent der Bevölkerung Zugang zu verbesserten Sanitäranlagen. Menschen für Menschen arbeitet gemeinsam mit der Bevölkerung daran, Latrinen zu bauen und verteilt Latrinenabdeckungen. Eine wichtige Maßnahme, die hilft, das Entstehen und Ausbreiten von Krankheiten zu verhindern. So zum Beispiel auch im Falle von Trachom, einer schmerzhaften bakteriellen Augenentzündung, die vor allem durch Fliegen übertragen wird. Sie führt im Endstadium unbehandelt zur unheilbaren Erblindung. Ein Schicksal, das sich langfristig durch sauberes Wasser, sanitäre Einrichtungen und Hygieneschulungen vermeiden lässt.

Aufbau eines Handpumpbrunnens

Aufbau eines Handpumpbrunnens (Grafik)

Mehr über unsere Maßnahmen im Bereich Wasser und Hygiene lesen Sie hier:

www.mfm.at/wasser

1 Vgl. https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/et.html

2 WHO; 2014: http://www.aho.afro.who.int/profiles_information/index.php/Ethiopia:Mortality

3 Ethiopia Demographic and Health Survey 2016; (retr. 4/2018)

4 Ethiopia Demographic and Health Survey 2016

Sauberes Wasser verändert alles und bedeutet Gesundheit, genug Essen und Bildung.

Gesundheit

Wirkungskette Wasserversorgung – Gesundheit (Grafik)

Bildung

Wirkungskette Wasserversorgung – Bildung (Grafik)

Ernährung

Wirkungskette Wasserversorgung – Ernährung (Grafik)

Bei einer Evaluierung werden die einzelnen Glieder der Wirkungskette analysiert: Welche Mittel wurden eingesetzt (Input), welche Leistung wurde damit erbracht (Output), welche direkte (Outcome) und welche langfristige Wirkung (Impact) wurde erzielt?

Bildung

Heute Schülerin, morgen Unternehmerin

Das ist das Ziel unseres neuen Ausbildungszentrums für FacharbeiterInnen. Das Mehure TVET schafft Zukunftsperspektiven abseits der Landwirtschaft.

Hanna Zirgaw lernt für ihre Zukunft im Metallgewerbe. (Foto)

Bildung Bildung ist der Schlüssel zu Entwicklung. In den Projektgebieten fördern wir die Bildungsmöglichkeiten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Der Bau von Schulen nach einem bewährten und besonders langlebigen Modell ist dabei genauso von Bedeutung wie Alphabetisierungskurse für Erwachsene oder Trainings für Lehrerinnen und Lehrer, wodurch das Unterrichtsniveau gehoben wird. Darüber hinaus ermöglichen Berufsschulen von Menschen für Menschen den Jugendlichen eine weiterführende Ausbildung, beispielsweise in Mechanik oder Holzverarbeitung.

Aktuell leben nach wie vor über 70% der Bevölkerung Äthiopiens von der Landwirtschaft. Land wird aber immer knapper und die Bevölkerungszahlen steigen. Das bedeutet, dass junge Menschen künftig kein Land mehr zur Verfügung haben, um ihre Familien auf traditionellem Weg mittels Ackerbau und Viehzucht zu ernähren. Umso wichtiger ist es daher, die Basis für eine stärkere Industrialisierung des Landes zu schaffen, damit es wirtschaftliche Perspektiven gibt und die Armut erfolgreich bekämpft werden kann. Insbesondere im technischen Bereich, der in Äthiopien zunehmend an Bedeutung gewinnt, sind weiterführende Ausbildungsangebote notwendig.

Berufsbildungszentren für die Zukunft

Deshalb errichtet Menschen für Menschen neben Schulen auch Berufsausbildungszentren. „In Äthiopien fehlt es an qualifizierten Facharbeiterinnen und Facharbeitern. Durch die Ausbildung an einer praxisorientierten technischen Schule haben Jugendliche die Chance, die Entwicklung ihres Landes mitzutragen,“ so Rupert Weber, Vorstandsvorsitzender von Menschen für Menschen in Österreich.

Technische Ausbildung für 600 Studierende

Nach einer gut zweijährigen Bauphase wurde im Oktober 2017 das sechste Ausbildungszentrum für technische Fachkräfte eröffnet. Das Mehure TVET (Technical and Vocational Education and Training Center), etwa 180 km südwestlich der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba gelegen, bietet im laufenden Studienjahr über 600 Studentinnen und Studenten Ausbildungsmöglichkeiten in unterschiedlichen technischen Fachgebieten. Die Studienrichtungen umfassen Automobil- und Elektrotechnik, Maschinenbau, Holzverarbeitung und Informationstechnologie und bestehen aus einer theoretischen und stark praxisorientierten Ausbildung, die zwei Jahre dauert.

Finanziert wurde der Bau sowie die Ausstattung des Mehure TVET zur Gänze durch Spenderinnen und Spender aus Österreich. Am Campus des Ausbildungszentrums wurden sowohl zwei Klassenraumblöcke mit jeweils vier Klassen errichtet als auch vier Werkshallen für die praktische Ausbildung sowie ein IT-Gebäude und eine Bibliothek. Ein wertvoller Beitrag, den die Spender und Spenderinnen aus Österreich geleistet haben, um den Jugendlichen Äthiopiens eine Perspektive in ihrer Heimat zu geben.

Junge UnternehmerInnen von Morgen

An die Ausbildung knüpfen die Jugendlichen große Hoffnungen für ihre Zukunft. Bei einem Besuch des Mehure TVET treffen wir Hanna Zirgaw, die mit ihren 18 Jahren bereits große Pläne hat. Ihre Eltern sind einfache Landwirte ohne Bildung. Sie ist die Erste in ihrer Familie, die studiert. Hanna hat ein Zimmer im Ort gemietet, damit sie ihre Ausbildung hier absolvieren kann. Der tägliche Schulweg würde viel zu lange dauern. Ihre Studienrichtung ist Metallverarbeitung, das ist auch in Äthiopien ungewöhnlich für eine Frau. Ihr Ziel ist es, ein eigenes kleines Unternehmen zu gründen. Sie möchte Türen, Fenster aber auch Möbel aus Metall herstellen. All das ist Mangelware in der Region und daher glaubt sie fest an ihre Geschäftsidee. In der benachbarten Elektronikklasse treffen wir auf Tezazu Gebru. Er ist jemand, den man in Europa einen Tüftler nennen würde. „Ich probiere gerne aus und liebe es zu forschen. Am liebsten würde ich Erfinder werden“, erzählt er lächelnd. Auch Tezazu träumt davon, ein Geschäft zu eröffnen und elektrische Gebrauchsgegenstände wie z.B. einen Ofen für das landestypische Brot Injera zu produzieren. Die Pläne der Jugendlichen zeigen, wie wichtig es ist, ihnen die Möglichkeit zu eröffnen, selbst das Schicksal ihrer Region und ihres Landes in die Hand zu nehmen. Ihre Ideen bringen Entwicklung und schaffen Arbeitsmöglichkeiten für andere Menschen.

Mehr über unsere Maßnahmen im Bereich Bildung lesen Sie hier:

www.mfm.at/bildung

Bildungseinrichtungen von Menschen für Menschen

Feierliche Eröffnung im Oktober 2017. Menschen für Menschen stattete das Berufsausbildungszentrum mit Geräten und

Feierliche Eröffnung im Oktober 2017. Menschen für Menschen stattete das Berufsausbildungszentrum mit Geräten und
Maschinen für einen praxisorientierten Unterricht aus.

Das im Oktober 2017 eröffnete Mehure TVET in Hawariat Town ist bereits die sechste technische Ausbildungseinrichtung, die Menschen für Menschen in Äthiopien errichtet und mit modernen Maschinen für einen praxisnahen Unterricht ausgestattet hat. Zusätzlich betreibt Menschen für Menschen seit 1992 das „Agro-Technical and Technology College“ (ATTC) in Harar, einer Berufsfachschule für die Studiengänge Maschinenbau, Elektrotechnik, Automobiltechnik und Agrarwissenschaften, die bisher 1.970 Studentinnen und Studenten mit einem Bachelor-Abschluss absolviert haben.

Bildung ist der Schlüssel zu Veränderung. Eine solide Grundschulbildung ist die Voraussetzung dafür, dass weiterführende Angebote wie das Mehure TVET greifen können. Insbesondere für Mädchen ist der Zugang zu Bildung in ländlichen Regionen noch immer nicht selbstverständlich. Menschen für Menschen hat bisher 434 Schulen in den abgelegenen Regionen Äthiopiens errichtet. Diese wurden in einer Untersuchung des TÜV mit der Bestnote „GUT“ bewertet. Gebaut nach einem bewährten Prinzip, sind die Schulen besonders langlebig und robust, sodass sie für viele Generationen Bestand haben.

Mehr zum Thema Schulbau lesen Sie hier:

www.mfm.at/schulbau

Bildung ist der Schlüssel zu Entwicklung, wie auch die Wirkungskette zeigt:

Wirkungskette Bildung (Grafik)

Bei einer Evaluierung werden die einzelnen Glieder der Wirkungskette analysiert: Welche Mittel wurden eingesetzt (Input), welche Leistung wurde damit erbracht (Output), welche direkte (Outcome) und welche langfristige Wirkung (Impact) wurde erzielt?

Gesundheit

Rundum versorgt

In Äthiopien kümmert sich im Schnitt ein Arzt bzw. eine Ärztin um rund 33.000 Menschen. Theoretisch. Denn vor allem in den ländlichen Regionen ist eine Gesundheitsversorgung kaum vorhanden.

Zweimal jährlich werden die Kinder gegen Wurmbefall behandelt. Langfristig helfen aber nur der Zugang zu sauberem Trinkwasser, der Bau von Latrinen und Hygieneschulungen. (Foto)

Gesundheit Um die Gesundheitsversorgung in den ländlichen Regionen zu verbessern, werden Gesundheitsstationen errichtet und mit notwendigem medizinischen Material und Geräten ausgestattet. Dabei arbeiten wir eng mit den regionalen Gesundheitsbehörden zusammen. Zusätzlich bieten wir Aufklärungs- und Hygienekurse sowie HIV-Beratungen an. Außerdem erhalten Frauen Informationen und Zugang zu Verhütungsmitteln. Seit 2012 führen wir in den Projektregionen Abune Ginde Beret und Ginde Beret eine Großaktion zur Bekämpfung der Augenentzündung Trachom durch, dem Hauptgrund für eine unheilbare Erblindung in Ländern wie Äthiopien. Die Evaluierung dieser Großaktion erfolgte im Februar 2017 und zeigte eine drastische Reduktion: Die Zahl der unter Zehnjährigen, die von Trachom betroffen sind, sank in Ginde Beret von ursprünglich 62 % auf 6,2 % und in Abune Ginde Beret von ursprünglich 50 % auf 3,2 %.

Artig hocken die Schüler und Schülerinnen der Iresa Kono Schule im Gras und warten geduldig, bis sie aufgerufen werden. Jedes Kind hat einen kleinen Wasserkanister oder eine Wasserflasche von zuhause mitgebracht. Denn heute erhalten sie Tabletten zur Entwurmung. Keine reine Vorsichtsmaßnahme in dieser abgelegenen Region Ginde Berets, denn fast jedes Kind leidet hier unter Parasitenbefall. Der Ursache ist hier schnell auf den Grund gegangen: Sauberes Trinkwasser ist quasi nicht vorhanden, die Familien schöpfen ihr tägliches Wasser aus kleinen Rinnsalen, aus denen auch das Vieh trinkt. Auch die Ausstattung mit Latrinen lässt zu wünschen übrig: Kleines und großes Geschäft werden meist auf den Feldern verrichtet, was Fliegen und Bakterien einen Nährboden bietet. Hinzu kommt, dass besonders die Kinder durch Mangelernährung geschwächt sind und für sie können Krankheiten wie Durchfall dann auch lebensbedrohlich werden.

Ursachen behandeln

Um also die Gesundheit der Kinder zu stärken, braucht es mehr als die Vergabe von Tabletten. Der Bau von Brunnen und Quellfassungen ist genauso essentiell wie das Errichten von Latrinen inklusive der Vergabe von Latrinenabdeckungen, die die Fliegen fernhalten. Mehr dazu lesen Sie unter dem Projektbereich „Wasser“. Darüber hinaus braucht es eine vitamin- und nährstoffreiche Ernährung, die durch landwirtschaftliche Kurse und die Vergabe von Saatgut für Gemüse, Obst und Getreide gefördert wird. Und in Kochkursen wird vermittelt, wie die bislang oft unbekannten Sorten wie Tomaten, Mangold oder Kohl am besten zubereitet werden. So wird eine umfassende Grundlage für bessere Gesundheit in einer ganzen Region geschaffen. Zusätzlich wird durch die besseren Hygienestandards und sauberes Wasser langfristig auch einer der heimtückischsten Krankheiten der Garaus gemacht: Die bakterielle Augenentzündung Trachom, in Ländern wie Äthiopien der Hauptgrund für Erblindung, kann langfristig nur auf diese Weise bekämpft werden. Das ist in der Projektregion Abune Ginde Beret bereits erfolgreich passiert: Hier konnte der Anteil der Kinder unter 10 Jahren, die von Trachom betroffen sind, innerhalb von 5 Jahren von 50% auf 3,2% gesenkt werden.

Berhanu Lata ist täglich in den Projektregionen unterwegs. Neben Gesundheitsuntersuchungen führt er auch Augenoperationen durch, um die Menschen vor Erblindung zu bewahren. (Foto)

Berhanu Lata ist täglich in den Projektregionen unterwegs. Neben Gesundheitsuntersuchungen führt er auch Augenoperationen durch, um die Menschen vor Erblindung zu bewahren.

Augenlicht retten

Dieser Erfolg wurde durch das Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen ermöglicht: Sauberes Trinkwasser, bessere Hygiene, Vergabe antibiotischer Mittel sowie die Durchführung von Augenoperationen, die im letzten Stadium der Krankheit die Betroffenen vor Erblindung bewahren. Die Operationen werden von geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Menschen für Menschen durchgeführt. Einer davon ist Berhanu Lata, der tagtäglich in den entlegenen Gemeinden der Projektregionen unterwegs ist, um das Augenlicht der Menschen zu retten. „Heute mache ich nur fünf solcher Operationen“, erzählt Berhanu, als wir ihn in die Gemeinde Gago Bite begleiten. „Hier hat die Schwerpunktaktion gegen Trachom bereits viel gebracht und immer weniger Menschen brauchen tatsächlich noch eine Operation. Bei Bedarf führe ich 20 bis 25 solcher Operationen an einem Tag durch.“ Berhanu ist diplomierter Krankenpfleger. Wie die Operation am Augenlid durchgeführt werden muss, hat er in einem speziellen Training von Menschen für Menschen gelernt.

Gesundheitspersonal schulen

Berhanu Lata führt aber nicht nur diese dringend notwendigen Operationen durch, sondern ist in vielen Gesundheitsfragen willkommener Ansprechpartner für die Bevölkerung. „Ich komme etwa fünf Mal im Jahr in eine Gemeinde wie Gago Bite.“ Dann werden Operationen durchgeführt und die Leute strömen aus den Dörfern herbei, um sich von Berhanu untersuchen zu lassen. Dabei ist die Gesundheitsversorgung schon um einiges besser als noch vor wenigen Jahren. Denn in jedem Health Post gibt es einen Angestellten der Regierung, der sich um die Nöte der Menschen kümmert. Auch sie werden von Menschen für Menschen geschult und die Gesundheitsposten werden außerdem mit Geräten, medizinischem Verbrauchsmaterial und Medikamenten ausgestattet. So gibt es zum Beispiel allein in Ginde Beret mittlerweile 31 Gesundheitsstationen, in denen Solarkühlschränke für die Kühlung von Medikamenten und Impfstoffen sorgen.

Baby bei Tetanus Impfung: Tetanus gilt bei Neugeborenen und Müttern in Äthiopien seit 2017 als eliminiert. Dieser Erfolg konnte nur durch großflächige Versorgung mit Impfstoffen erreicht werden. (Foto)

Tetanus gilt bei Neugeborenen und Müttern in Äthiopien seit 2017 als eliminiert. Dieser Erfolg konnte nur durch großflächige Versorgung mit Impfstoffen erreicht werden.

Wissen weitergeben

Dass Impfstoffe in die entlegenen Regionen kommen und dort auch sorgfältig gelagert werden können, ist besonders wichtig. Einer der wichtigsten Erfolge im Gesundheitswesen ist die Steigerung der Impfrate, zum Beispiel gegen Keuchhusten, Diphterie und Tetanus von rund 30% auf über 70% der unter 1-jährigen Kinder. Vor allem die Impfung gegen Tetanus ist für Mütter und ihre Babys eine lebensrettende Maßnahme und wird regelmäßig von Menschen für Menschen in Zusammenarbeit mit den örtlichen GesundheitsvertreterInnen durchgeführt. Frauen erhalten außerdem Informationen zur Familienplanung und erhalten Zugang zu Verhütungsmitteln wie zum Beispiel der Pille oder einem Verhütungsstäbchen, das bis zu fünf Jahre Schutz bietet. Wie dieses eingesetzt wird, lernen die GesundheitsmitarbeiterInnen in eigenen Schulungen, die Menschen für Menschen in den Projektregionen organisiert. Hinzu kommen Aufklärungskurse und Schwerpunktaktionen zum Thema HIV/Aids sowie die Verteilung von Kondomen.

Langfristig helfen

Durch diese breit gefächerten Maßnahmen wird den vielfältigen Problemen in den abgelegenen Regionen auf den Grund gegangen. Die Weitergabe von Wissen ist auch im Gesundheitsbereich das Um und Auf, damit die Versorgung nicht nur kurzfristig stattfindet, sondern sich die Lebenssituation der Menschen auf lange Sicht verbessert. Dass die Arbeit Früchte trägt, sieht man auch in bereits abgeschlossenen Regionen wie Derra, wo Durchfallerkrankungen seltener auftreten, Kinder durch ausgewogene Ernährung besser gegen Krankheiten gewappnet sind und Frauen im Schnitt nur noch fünf statt acht Kinder zur Welt bringen. Mehr dazu lesen Sie unter: www.mfm.at/transparenz

Mehr über unsere Maßnahmen im Bereich Gesundheit lesen Sie hier:

www.mfm.at/gesundheit

Gesundheit ist das höchste Gut. Wer gesund ist, kann zur Schule gehen, arbeiten und ein selbstständiges Leben führen.

Wirkungskette Gesundheit (Grafik)

Bei einer Evaluierung werden die einzelnen Glieder der Wirkungskette analysiert: Welche Mittel wurden eingesetzt (Input), welche Leistung wurde damit erbracht (Output), welche direkte (Outcome) und welche langfristige Wirkung (Impact) wurde erzielt?

Einkommen

Vom Topf zur Ziege zum Haus

Stolz zeigt uns Alemi das Zicklein ihrer Mama. „Ich hab es heute schon gefüttert!“, erzählt sie uns. Ihre Mama Bayise sitzt lächelnd daneben und töpfert gerade eine neue Kaffeekanne. Dass sie ihrer Familie heute ein gutes Auskommen ermöglichen kann, hätte sie noch vor wenigen Jahren nicht gedacht.

Mädchen Alemi hält ein Zicklein am Arm (Foto)

Einkommen Zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung und um den Menschen Alternativen zur Landwirtschaft zu ermöglichen, werden einkommensschaffende Maßnahmen umgesetzt. Weiterbildungskurse wie beispielsweise Näh-, Töpfer- oder Webkurse bieten den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihr Handwerk zu verbessern und somit ein höheres Einkommen zu erzielen. Mit Mikrokreditprogrammen werden Frauen unterstützt, um ihnen ein selbstständiges Einkommen zu ermöglichen. Speziell alleinstehenden Frauen, die über wenig bis kaum Land verfügen, wird dadurch erstmals eine Perspektive für die Zukunft eröffnet.

Bayise hat ihren Mann früh verloren. Für sie und ihre Kinder bedeutete das ein Leben in Armut. Sie lebten in einer kleinen Hütte, die aus einem einzigen Raum bestand. Das Strohdach war löchrig und hat nur wenig Schutz vor Wind und Regen geboten. „Damals war ich oft verzweifelt“, erzählt uns Bayise. „Ich wusste nicht, woraus ich für Alemi und ihre Geschwister etwas kochen soll.“ An einen Schulbesuch aller Kinder war damals gar nicht erst zu denken.

Mutter und Tochter töpfern gemeinsam. (Foto)

Mutter und Tochter töpfern auch manchmal gemeinsam.

Für Alemis Familie kam die große Veränderung im Jahr 2015. Da hat ihre Mutter Bayise vom Töpferkurs von Menschen für Menschen erfahren. Schon zuvor hat sie getöpfert, aber ihre Kannen und Töpfe erzielten keinen guten Preis am Markt. Bayise nahm all ihren Mut zusammen und meldete sich zum Kurs an. Im Kurs lernte sie andere Frauen kennen, die sich in einer ähnlichen Situation befanden wie sie – wie die Kursleiterin, die früher selbst einen Töpferkurs von Menschen für Menschen besucht hat und heute ihr Wissen an zahlreiche Frauen weitergibt. Das gab Bayise wieder Mut und Selbstvertrauen, dass sich ihr Leben ändern kann.

Im Töpferkurs lernte Bayise, Töpferware mit besserer Qualität und modernen Designs herzustellen. Ihre Kannen und Töpfe waren nach dem Kurs sehr gefragt am Markt und Bayise verdiente rasch dreimal so viel wie früher mit ihrer Töpferware.

Bayise am Markt – sie verdient mit ihrer Töpferware am Markt heute dreimal so viel wie früher. (Foto)

Bayise verdient mit ihrer Töpferware am Markt heute dreimal so viel wie früher.

Durch das bessere Einkommen veränderte sich das Leben ihrer Familie von Grund auf. Sie mussten nicht mehr Hunger leiden und konnten ein Lehmhaus errichten, das mehr Platz bietet und Bayise und ihre Kinder vor Regen schützt. „Unser neues Haus hat eine Küche und einen eigenen Stall für die Ziegen“, erzählt uns Bayise, während sie konzentriert an der neuen Kaffeekanne arbeitet.

Den Stall für die Ziegen brauchen sie dringend, denn Bayise arbeitet tatkräftig weiter für eine gute Zukunft für sich und ihre Kinder. Nach dem Töpferkurs hat sie am Kleinkreditprogramm von Menschen für Menschen teilgenommen und sie züchtet jetzt auch Ziegen. „Die Ziegen sind mein Sparbuch auf vier Beinen“, lacht Bayise. „Durch das Kleinkreditprogramm konnte ich junge Ziegen kaufen, sie aufziehen und gewinnbringend wieder verkaufen. Heute züchte ich sie auch. Die Ziegen sind eine wichtige Basis, um meine Kinder gut zu versorgen.“

Bayise und ihre zwei Kinder. Bayise ist stolz, dass sie heute ihre Kinder gut versorgen kann. (Foto)

Bayise ist stolz, dass sie heute ihre Kinder gut versorgen kann.

Wenn Alemi von der Schule nachhause kommt, spielt sie gerne mit dem kleinen Zicklein, das eine der Ziegen vor kurzem zur Welt gebracht hat. Dass alle ihre Kinder jetzt die Schule besuchen können, macht Bayise besonders glücklich. Keine Selbstverständlichkeit, denn obwohl jedes Kind in Äthiopien eingeschult werden muss, brechen mehr als die Hälfte der Kinder (63,4%) die Grundschulbildung vorzeitig ab1. Die Gründe dafür sind vielfältig und oftmals vor dem Hintergrund großer Armut der Familien zu sehen. Denn Kinder müssen schon früh beispielsweise am Feld mitarbeiten, oder durch die Arbeit bei anderen Bauern etwas zum Familieneinkommen beitragen. Bei Mädchen kommt noch verschärfend hinzu, dass sie traditionellerweise für das Wasserholen für die Familie zuständig sind. Im Durchschnitt bedeutet das jeden Tag 6 Kilometer Fußmarsch für sie, am Rückweg mit schweren Wasserkanistern am Rücken. Wenn sie das Wasser aus ungeschützten Wasserstellen abschöpfen müssen, ist zusätzlich das Befüllen der Kanister sehr mühsam und zeitraubend.

Darüber hinaus fallen bei einem Schulbesuch Kosten für Schulkleidung und für die nötigen Schulmaterialien an. Eine große Herausforderung für die Familien, die meist eine vielköpfige Kinderzahl zu versorgen haben. Diese Schwierigkeiten kennt Bayise nur zu gut, doch sie hat sie überwunden und freut sich zu Recht. „Mein größter Stolz ist, dass nun alle Kinder in die Schule gehen können. Jetzt haben alle eine gute Basis für die Zukunft. Meine Träume sind wahr geworden!“

Für Frauen wie Alemis Mama Bayise bedeuten Maßnahmen wie der Töpferkurs oder das Kleinkreditprogramm einen Weg aus der Armut. Sie geben ihnen eine Lebensgrundlage, Mut und Selbstvertrauen. Insgesamt konnte die Organisation Menschen für Menschen bereits über 5.150 Frauen die Teilnahme an einem handwerklichen Ausbildungskurs ermöglichen. 27.203 Frauen hat Menschen für Menschen mit einem Kleinkredit die Basis für eine bessere Zukunft ermöglicht.

1 Quelle: CIA Factbook, März 2018

Mehr über unsere Maßnahmen im Bereich Einkommen lesen Sie hier:

www.mfm.at/einkommen

Maßnahmen im Bereich Einkommen stärken langfristig die Wirtschaft einer ganzen Region.

Wirkungskette Einkommen (Grafik)

Bei einer Evaluierung werden die einzelnen Glieder der Wirkungskette analysiert: Welche Mittel wurden eingesetzt (Input), welche Leistung wurde damit erbracht (Output), welche direkte (Outcome) und welche langfristige Wirkung (Impact) wurde erzielt?