Jede Herausforderung in Äthiopien hat ihre Ursachen. Genauso hat auch jede Maßnahme ihre Wirkung. Welche das ist und ob sie auch die erwünschte ist, das wird laufend untersucht.

Eineinhalb Stunden brauchte Shasho bis vor kurzem, um ihre Familie tagtäglich mit Wasser zu versorgen. Nicht nur, weil die Wasserstelle 1,5 km von ihrem Zuhause entfernt lag, sondern auch weil das Abschöpfen des Wassers aus dem ungeschützten, offenen Rinnsal sehr lange dauerte. Bis die fünffache Mutter also ihre zwei Kanister voll Wasser bis nach Hause geschleppt hatte, war schon ein halber Tag vergangen. Ihre Kinder klagten außerdem oft über Bauchschmerzen und Durchfall. Direkte Folgen des verschmutzten Wassers, auf das die Familie bisher angewiesen war. Doch seit kurzem kann Shasho aufatmen: Nur rund 500 Meter von ihrem Zuhause entfernt hat Menschen für Menschen mithilfe der Bevölkerung einen Brunnen gebaut. Sauberes, sicheres Trinkwasser sprudelt hier mittels Pumpmechanismus aus der Tiefe. Nicht nur, dass ihre Familie jetzt gesundes Wasser zum Trinken hat, Shasho braucht auch nur noch eine halbe Stunde, um ihre Kanister zu füllen.

Wirkungen auf den Grund gehen

Im vorangegangenen Absatz stecken bereits einige interessante Informationen, die – neben vielen anderen – von Girma Woldemichael tagtäglich in den Projektregionen gesammelt werden. Girma ist in Ginde Beret und Abune Ginde Beret als „Monitoring and Evaluation Officer“ für die Projektkontrolle zuständig. Wie im Fall von Shasho befragt er dazu die Familien, die von den Maßnahmen profitieren, zum Beispiel: Wie lange hat Shasho früher gebraucht, um Wasser zu holen? Wie weit war die Wasserstelle entfernt? Welche gesundheitlichen Probleme gab es? Wie ist die Situation jetzt? Diese und weitere Fragen zielen darauf ab, die Wirkung der Maßnahmen zu ergründen. Denn die langfristige Wirkung der Arbeit von Menschen für Menschen steht bei allen Projekten im Mittelpunkt. Doch wie lässt sich feststellen, ob eine Maßnahme wirkungsvoll war? Die Antwort darauf spiegelt sich bereits in der Projektplanung wider: Noch bevor die Arbeit in einer Region beginnt, ist in den Projektplänen festgehalten, welche unmittelbare und welche langfristige Wirkung konkrete Maßnahmen bewirken sollen.

Vom „Input“ zum „Impact“

An einem relativ einfachen Beispiel erklärt, bedeutet das etwa, dass im Projektplan festgehalten ist, dass in einer Region langfristig die Gesundheit der Bevölkerung verbessert werden soll. Das ist dann der sogenannte „Impact“, also der bleibende Erfolg der Arbeit. Wie lässt sich dieser erreichen? Wichtig für die Gesundheit ist unter anderem sauberes Trinkwasser und ein Bewusstsein über Hygienemaßnahmen. Dieser sogenannter „Output“ wird durch einen konkreten Einsatz von Mitteln oder einer bestimmten Maßnahme, also dem konkreten „Input“, erreicht. Die unmittelbaren und direkten Folgen von einer Versorgung mit sauberem Trinkwasser sind bessere Hygiene und weniger Krankheiten, also der „Outcome“ der Maßnahme. Wird dieser Wirkungskette gefolgt und jedem Glied der Kette Aufmerksamkeit geschenkt, gelangt man an das gewünschte Ziel und ein langfristiger Effekt, der „Impact“ wird erzielt: Die Gesundheit der Frauen, Männer und Kinder in einem Dorf verbessert sich langfristig.

Schema einer Wirkungskette (Grafik)

Diese Wirkungskette lässt sich auf alle Maßnahmen anwenden und zeigt auf, welche vielfältigen Auswirkungen sie haben. So zeigt sich am Beispiel Wasserversorgung, dass nicht nur die Gesundheit langfristig verbessert wird, sondern auch die Ernährung und das Bildungsniveau in der Region, da Frauen und Mädchen nicht mehr stundenlang mit dem Wasserholen beschäftigt sind.

Details dazu erfahren Sie unter:

Fünf Elemente der Entwicklung

Den Spiegel vorhalten

Bei der Überprüfung der einzelnen Glieder einer Wirkungskette kommt dann Girma Woldemichael ins Spiel, der selbstverständlich nicht nur Fragen zur Wasserversorgung stellt, sondern sich umfassend mit der generellen Lebenssituation der Menschen vor Ort beschäftigt sowie mit der Frage, wie sich diese über die Jahre verändert. In detaillierten Fallstudien hält er die Entwicklung der Familien fest, durch welche Maßnahmen sie profitiert haben, aber auch wobei eventuell Probleme aufgetreten sind. Denn umfassendes und kontinuierliches Monitoring ist nicht zuletzt ein wichtiges Instrument zur Kontrolle und Reflexion der eigenen Arbeit. „Wer aufhört, besser werden zu wollen, hört auf, gut zu sein“, sagte einst die bedeutende Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach. Und genau nach diesem Prinzip wird die Arbeit von Menschen für Menschen laufend kontrolliert und auf ihre langfristige Wirkung hin überprüft. Von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wie Girma, aber auch von externen Expertinnen und Experten, wie von der Wirtschaftsuniversität Wien oder dem Beratungsunternehmen FAKT.

Mehr dazu erfahren Sie unter:

www.mfm.at/transparenz

Girma Woldemichael ist in Abune Ginde Beret und Ginde Beret für die Projektkontrolle zuständig und dokumentiert sowohl die Maßnahmen als auch die individuellen Fortschritte der Familien. (Foto)

Über das reine Zählen hinaus: Bei der Projektkontrolle werden die Familien auch dazu befragt , wie sich Maßnahmen wie der Brunnenbau auf ihr Leben auswirkt.