Obstbäume wie Mango, Papaya oder Avocado sichern den Familien nicht nur ein Einkommen und verbessern die Ernährung. Sie rufen auch neue Geschäftsideen auf den Plan.

Fromsa in seinem Café (Foto)

Fromsa betreibt ein kleines Café in Kachisi.

Die kleine Bontu bekommt einen Avocado-Setzling überreicht (Foto)

Die Familie der kleinen Bontu war eine der ersten, die im Washa Catchment Setzlinge für verschiedene Obstbäume bekam. 2012 haben wir sie beim Pflanzen von Avocado- und Papayabäumen besucht.

„Avocado und Papaya schmecken mir persönlich am besten“, erzählt Fromsa, während er eine frische Papaya aufschneidet, ihre Kerne ausschabt und das Fruchtfleisch in einen Standmixer steckt. Fromsa betreibt ein kleines Café in Kachisi. Seit einiger Zeit bietet er auch frisch gemachte Fruchtsäfte an – als bislang Einziger in der Region.

„Die Menschen hier schätzen das Angebot und erzählen ihren Verwandten, Nachbarn und Freunden von unseren frischen Säften“, zeigt sich Fromsa zufrieden. Viel Zeit zum Plaudern hat er nicht. Denn es ist ein typischer Samstag in Kachisi: Schon früh strömen die Menschen aus allen Ecken und Winkeln Ginde Berets in den Hauptort, um am großen Markt ihre Waren zu verkaufen. Dieser breitet sich nur ein paar Meter von Fromsas Café entfernt aus und wir machen uns gemeinsam geschwind auf den Weg, um Früchte einzukaufen.

Am Markt herrscht das geordnete Chaos: Verkaufsstände reihen sich aneinander, wo ausschließlich Stoffe oder selbstgewebte Schals verkauft werden, gleich daneben sitzen mehrere Schneider, die an diesem Tag ihre Nähstube auf den Markt verlegt haben.

Papayas werden in eine Kiste verpackt (Foto)

„Derzeit gibt es viele Papayas“, stellt Fromsa fest und packt gemeinsam mit einem Kollegen eine Kiste mit den süßen Früchten voll.

Tilahun vor seinem Papayabaum mit vielen Früchten (Foto)

Auch Tilahun hat schon früh erkannt, dass Papayas eine gute Einnahmequelle sind. 10 Birr kostet eine Frucht am Markt von Kachisi. Ein Papayabaum trägt schon nach knapp einem Jahr Früchte.

Mit Schirm, Charme und Avocado

Einige Meter weiter muss man auf seine Schritte achten, denn hier sitzen die Bäuerinnen dicht gedrängt am Boden und haben ihre Produkte vor sich ausgebreitet: Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten, Kohl, Rote Rüben, Mangold, Paprika und vieles mehr. Das Angebot in Kachisi hat sich in den vergangenen Jahren um ein Vielfaches verbessert. Gab es früher nur eine Handvoll Gemüsesorten, kleine Bananen oder Orangen zu kaufen, türmen sich mancherorts Hügel voll Mangos, Papayas oder Avocados auf. Hinter einem dieser Hügel sitzt Agerash und bietet mit Schirm und einem Lächeln bewaffnet ihre ersten Avocados an.

Vor sieben Jahren hat Agerash die Avocadosetzlinge von der Baumschule, die Menschen für Menschen im Washa Catchment eingerichtet hat, erhalten. Das Gebiet war früher nur schwer zu erreichen und die Bevölkerung hatte mit den Folgen von Abholzung und Bodenerosion schwer zu kämpfen. Heute sieht das ganz anders aus: Der Talkessel wurde erschlossen und mittlerweile wird dort tonnenweise Kaffee geerntet und Gemüse und Früchte werden in großen Mengen auf den umliegenden Märkten verkauft.

Fromsa und sein Kollege tragen eine Kiste mit Papayas (Foto)

Fromsa und sein Kollege bringen die Kiste mit den süßen Früchten vom Markt zum Café.

Agerash am Markt, wo sie Avocados verkauft (Foto)

Avocados brauchen etwas länger: Agerash hat die Avocadobäume vor sieben Jahren bei sich zuhause im Washa Catchment gepflanzt. 3 Birr kostet eine der begehrten Früchte in Kachisi.

Global denken, regional kaufen

Auch in Fromsas Café kommen Früchte aus dem Washa Catchment zum Einsatz: „Das Obst für mein Geschäft kaufe ich immer hier am Markt ein“, erzählt Fromsa, während er uns zielstrebig durch die Menschenmassen des Markts manövriert. 10 bis 14 Birr bezahlt er für ein Stück, je nach Angebot. „Derzeit gibt es viele Papayas“, stellt Fromsa fest und packt gemeinsam mit einem Kollegen eine Kiste mit den süßen Früchten voll.

„Durch die Obstbäume verbessert sich nicht nur die Ernährung und das Einkommen der Familien“, berichtet Projektleiter Berhanu Bedassa. „Auch neue Wirtschaftszweige tun sich auf. Fromsa hat eine Möglichkeit erkannt, wie er hier in der Region ein Geschäft aufziehen kann, und diese Chance bestens genutzt.“

Fromsa kratzt die Kerne aus der Papaya (Foto)

Fromsa verkauft die Papayakerne zum Kilopreis an Menschen für Menschen.

Fromsa schenkt einen Papaya Smoothie in Gläser ein (Foto)

Fromsa macht sich den neuen Sortenreichtum zu Nutze und schließt den Kreislauf: In seinem Café bietet er frische Fruchtsäfte an. Die Kerne der verwendeten Früchte gehen wieder zurück in die Baumschule, wo sie wieder zu Baumsetzlingen werden.

Alles hat ein Ende, nur die Papaya nicht

Zurück in Fromsas Café „Cuunfaa Keelloo“ freuen wir uns schon auf einen der frischen Säfte, die in verschiedenen Schichten gemischt serviert werden, wahlweise mit etwas Schwarzbeersirup garniert. Während Fromsa unsere Säfte zubereitet, fragen wir uns, weshalb er die Kerne so sorgfältig auffängt? „Wir kaufen ihm die Kerne zum Kilopreis ab“, erklärt Berhanu. „Daraus ziehen wir in den Baumschulen wieder Setzlinge.“ So schließt sich der Kreis. Und wir löffeln noch ein wenig glücklicher unseren „Cuunfaa“1.

Ein Kunde von Fromsa mit einem Avocado-Smoothie (Foto)

Auf einen Smoothie bei Fromsa.

Verschiedene Smoothies von Fromsa (Foto)

Cuunfaa1 aus Papayas und Avocados.

1 Afaan Oromo für „Saft“