Menschen für Menschen ist in ländlichen Regionen Äthiopiens tätig. Das Ziel unserer Projektarbeit – möglichst rasch nicht mehr gebraucht zu werden. Wie wir das schaffen? Das wollen wir entlang von sechs Fragen zu unseren Projekten aufzeigen.

Wie funktioniert das eigentlich?
6 einfache Fragen – 6 (nicht immer ganz einfache) Antworten

Wo werden wir tätig?

Wir werden in der Regel dann in bedürftigen Regionen tätig, wenn sich die Bevölkerung – meist in Form von offiziellen Vertreter und Ältestenräte – aktiv an uns wendet. Ob wir die Arbeit in der Region tatsächlich aufnehmen können, ist in weiterer Folge von zwei Faktoren abhängig: von dem Ergebnis der Überblicksstudie, in der die Möglichkeiten und Voraussetzungen erhoben werden, und von der Budgetplanung der nächsten Jahre.

Ob wir in einer Region unsere Arbeit aufnehmen, hängt von den Evaluierungsergebnissen unseres Teams vor Ort sowie vom Vorstand des österreichischen Vereins ab.

Was brauchen die Menschen?

Ist die Entscheidung für eine neue Projektregion getroffen, erheben wir die Bedürfnisse der Bevölkerung – durch Gespräche sowie durch das Sammeln von Daten zur Infrastruktur der Region (zum Beispiel zu Wasserquellen, verfügbares Saatgut, Grad der Erosion oder Zustand der Schulen). Darauf aufbauend erarbeiten wir einen Aufgabenkatalog, in dem sowohl die konkreten Maßnahmen als auch das dafür notwendige Budget und die erwartete langfristige Wirkung der Maßnahmen festgehalten sind.

Auf Basis der Ergebnisse der Bedarfserhebung erarbeiten wir einen Maßnahmenkatalog. Dieser wird immer mit den örtlichen Behörden abgestimmt und und gemeinsam wird festgelegt, wer welches Projekt umsetzt. So tragen alle gemeinsam zur Entwicklung der Region bei.

Kind sitzt in einer Wasserstelle (Foto)
Die fehlende Trinkwasserversorgung ist eines der größten Probleme im ländlichen Äthiopien. Im Seriti Catchment, wo wir im neuen Projektgebiet Jeldu mit der Umsetzung von Maßnahmen beginnen, hat nur jeder Zehnte sauberes Wasser zur Verfügung.

Wie arbeiten wir konkret?

Für die nachhaltige Entwicklung einer Region ist das Erkennen von Zusammenhängen Grundvoraussetzung für die Wirksamkeit der Maßnahmen. Darum baut unsere Arbeit auf fünf Säulen auf, die miteinander verwoben sind: Landwirtschaft, Wasser, Bildung, Gesundheit und Einkommen. Zum Beispiel können Kleinkreditprogramme von Frauen erst wahrgenommen werden, wenn diese durch den Bau von Brunnen oder den Einsatz von holzsparenden Öfen in ihren täglichen Arbeitsaufgaben entlastet werden. Wir bauen gemeinsam mit der Bevölkerung ein starkes Fundament für alle fünf Säulen, die ihre Region nachhaltig verändern.

Mit verzahnten Maßnahmen aus Landwirtschaft, Wasser, Bildung, Gesundheit und Einkommen entwickeln wir im ländlichen Äthiopien ganze Projektgebiete.

Männer fassen eine Quelle (Foto)
Wenn eine Quelle gefasst wird, muss auch die nähere Umgebung durch Bodenkonservierungsmaßnahmen geschützt werden. Die Bevölkerung hilft bei Terrassierungen mit und auch für SchülerInnen steht der Schutz der Ressourcen auf dem Stundenplan.

Wer setzt die Maßnahmen um?

Nur wenn die Bevölkerung ein Projekt langfristig trägt, ist es auch nachhaltig. Daher ist die Bevölkerung Partner und Impulsgeber bei jeder unserer Maßnahmen. Wo immer es möglich ist, arbeitet die Bevölkerung an den Projekten mit und trägt das Ihre zur Umsetzung bei. Wie zum Beispiel beim Freilegen von Zufahrtswegen oder dem Bau von Brunnen. Auf diese Weise sind die Menschen von Beginn an eingebunden und fühlen sich mit den Projekten verbunden. Sie führen sie eigenständig weiter und kümmern sich um alles Notwendige. Das Team in Äthiopien ist während der aktiven Zeit eines Projekts ständig vor Ort und steht den Menschen mit Rat und Tat zur Seite. Development Agents – also EntwicklungsberaterInnen – leben in den Dörfern mit den Menschen. Sie alle sind selbst ÄthiopierInnen und kennen die Probleme und Nöte der Bevölkerung.

Das Team in Äthiopien stellt Expertise und Ressourcen für die Umsetzung der Maßnahmen zur Verfügung. Die Bevölkerung ist Partner in allen Schritten und kann die Maßnahmen nach Projektende selbst weiterführen.

Männer räumen einen Weg frei (Foto)
Wege frei räumen, Brunnen graben, Zement mischen: Die Bevölkerung unterstützt jedes Projekt tatkräftig.

Wie lange dauert unsere Projektarbeit?

Die nachhaltige Entwicklung einer ganzen Region braucht Expertise, Ressourcen und vor allem Zeit. Projektregionen wie Ginde Beret sind etwa halb so groß wie Vorarlberg. Dauerhafte Veränderung kann hier nicht von heute auf morgen passieren. Schließlich müssen sich auch althergebrachte Denkmuster und Verhaltensweisen verändern. Die Projektarbeit ist in den meisten Fällen für 10 bis 15 Jahre anberaumt. In diesem Zeitraum werden die Strukturen für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen aufgebaut, gefestigt und kontinuierlich in die Verantwortung der örtlichen Bevölkerung und Behörden übergeben.

Die Projektregionen werden im Schnitt nach etwa 10 bis 15 Jahren abgeschlossen.

Bub beim Wasserholen (Foto)
Brunnen, Quellfassungen oder auch Schulen werden gleich nach Fertigstellung in die Verantwortung von Bevölkerung oder Behörden übergeben.

Woher wissen wir, dass unsere Arbeit wirklich nachhaltig ist?

Unsere Arbeit wird in drei Schritten von unabhängigen ExpertenInnen evaluiert: laufend nach jeder Projektphase, nach Abschluss sämtlicher Projektmaßnahmen und rund fünf Jahre nach Abschluss der Projektregion. Diese Ex-Post-Evaluierung nach fünf Jahren zeigt, ob sich die Projektregion nach dem Abschluss unabhängig von fremder Hilfe weiterentwickeln konnte. Zusätzlich verfolgt ein Mitarbeiter während der gesamten Projektlaufzeit den Erfolg und die Wirkung der umgesetzten Maßnahmen.

In zwei Projektregionen wurden bisher Ex-Post-Evaluierungen durchgeführt. Fünf Jahre nach Abschluss der Projekte belegen diese Untersuchungen: Die Wirkung der Arbeit hält an. Die Regionen entwickeln sich selbstständig weiter.

Frauen am Weg zum Brunnen in Derra (Foto)
Seit 16 Jahren versorgt dieser Brunnen in Derra die Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser. Das Projektgebiet wurde bereits 2010 abgeschlossen.