Anfang 2017 hat die Arbeit im neuen Projektgebiet Jeldu begonnen. Es ist die dritte Projektregion, die ausschließlich durch Spenden aus Österreich finanziert wird.
„Ich bin bereits sehr alt und habe nur noch wenig Kraft. Aber ich verspreche, dass ich all jene antreiben werde, die noch jung und kräftig sind. Sie müssen mit voller Energie alles dafür tun, damit wir hier endlich Entwicklung erleben.“ Mit diesen Worten brachte eine ältere Frau die Hoffnung und das Vertrauen, das die Bevölkerung in die Arbeit von Menschen für Menschen setzt, auf den Punkt. Sie meldete sich spontan beim Workshop zum Start der Arbeit im neuen Projektgebiet Jeldu Anfang 2017 zu Wort. Rupert Weber und Alexandra Bigl von Menschen für Menschen Österreich waren dabei und beschreiben die Stimmung vor Ort so: „Sehr viele Gemeindemitglieder sind zur Veranstaltung gekommen, der Raum war voll. Und die Begeisterung der Menschen, endlich mit uns zusammenarbeiten und die Entwicklung vorantreiben zu können, war deutlich spürbar.“
„Wir wissen, was Menschen für Menschen leistet“
Was Menschen für Menschen macht, ist in der Region, die etwa 115 Kilometer nordwestlich von Addis Abeba in der West Shewa Zone liegt, nicht unbekannt. In den Nachbarregionen Ginde Beret und Abune Ginde Beret werden bereits seit 2011 bzw. 2012 weitreichende Maßnahmen umgesetzt, um die ländlichen Regionen zu entwickeln. Mit Erfolg. Das ist in Jeldu bekannt, wie der Woreda Administrator Regasa Atuna – bei uns vergleichbar mit dem Bezirkshauptmann – zum Start des Projekts betont: „Wir wissen, was Menschen für Menschen leistet. In der Nachbarregion konnten wir die Fortschritte sehen und wir haben immer gehofft, dass sie auch bei uns tätig werden. Endlich ist es soweit und unsere Bitte wurde erhört.“
Große Motivation und erste Erfolge
Die Motivation der Menschen, ihre Region nachhaltig zu entwickeln, ist groß. Das Team in Jeldu konnte gemeinsam mit der Bevölkerung schon in den ersten Monaten wichtige Schritte umsetzen.
Viele Bauern haben bereits mit dem Anlegen von Terrassierungen auf ihren Feldern begonnen, um den Boden vor weiterer Erosion zu schützen. Auch die Arbeiten zum Schließen der Erosionsgräben wurden aufgenommen. Erste Familien haben bereits neues Saatgut, vor allem Gemüse, auf ihren Feldern angebaut. Um die nahrhafte Zubereitung der neuen Sorten zu lernen, haben schon viele Frauen an einem Kochkurs teilgenommen. Dieser fand am Hof der 22-jährigen Toleshi statt. Mit Unterstützung der lokalen Sozialarbeiterin von Menschen für Menschen, Aberash Berhanu, hat sie auch bereits einen holzsparenden Ofen in ihrem Haushalt installiert. Bisher kochte Toleshi an einer offenen Feuerstelle, die lediglich aus drei Steinen am Boden und einer Tonplatte bestand. „Früher habe ich mich oft am offenen Feuer verbrannt. Der Rauch war beißend und ich musste viel Feuerholz sammeln. Jetzt brauche ich fast nur mehr Blätter zum Feuermachen. Und ich kann beim Kochen stehen und bin vor dem Feuer geschützt.“
Tiefe Erosionsgräben prägen die Landschaft von Jeldu. Die Bauern aus der Umgebung haben bereits Gabionen angelegt, damit nicht noch mehr Boden weggeschwemmt wird.
Der Haushalt von Toleshi ist einer der ersten mit einem holzsparenden Ofen. Der neue Ofen braucht viel weniger Feuerholz und schützt Toleshi vor dem Feuer.
Erfahrung und Know-how nutzen
Von Menschen zu lernen, die die eigenen Erfahrungen teilen, ist besonders gewinnbringend. Die SozialarbeiterInnen und Development Agents von Menschen für Menschen stammen daher meist direkt aus der Region oder bringen viel Erfahrung aus anderen Projektgebieten mit. Sie kennen die Herausforderungen der Menschen am Land und haben immer ein offenes Ohr für die Probleme der Familien. Auch auf Mitarbeiterseite wird großer Wert auf einen intensiven Austausch gelegt, wie zwischen Hunesa Dibabe und Girma Delesa. Girma ist seit vier Jahren für Menschen für Menschen als Development Agent in Ginde Beret tätig und berät Familien in allen möglichen Lebensfragen. Zum Beispiel wie sie neues Saatgut möglichst ertragreich anpflanzen können oder wie eine Latrine angelegt wird. Er gibt sein Wissen an Hunesa weiter, die aus Jeldu stammt und jetzt in ihrer Region neu als Development Agent tätig ist. Auch ein Austauschtreffen zwischen Bauern aus Jeldu und Ginde Beret haben die beiden Entwicklungsberater bereits organisiert. Dabei berichten die Bauern aus Ginde Beret, die selbst vom Ertrag ihrer kleinen Felder leben, ihren Zunftskolleginnen und -kollegen über die Verbesserungen, die das Anlegen von Terrassierungen, das Schließen von Erosionsgräben und das neue Saatgut für sie und ihre Familien gebracht hat. Das motiviert noch mehr zum Mitmachen.
Der Projektleiter von Jeldu, Abayneh Mekonnen zeigt Rupert Weber im Juni 2017 Gabionen, die die Bauern bereits angelegt haben. Jene im Bild ist so stabil, dass sie den Menschen auch als Brücke dient.
Projektleiter Abayneh Mekonnen und Rupert Weber besichtigen die Terrassierungen, die die Bevölkerung bereits angelegt hat. Sie sind eine Maßnahme, um Bodenerosion zu verhindern.
Ein Plan für die Zukunft
Um die Grundversorgung der Menschen in Jeldu besser abzusichern, werden in den ersten drei Projektjahren schwerpunktmäßig Maßnahmen aus den Bereichen Landwirtschaft, Wasser und Gesundheit durchgeführt. In dieser ersten Projektphase werden die Maßnahmen zunächst in der Region Seriti Catchment umgesetzt, das sieben Bezirke (Kebeles) umfasst. Rund 52.000 Menschen leben hier und ihre Herausforderungen sind groß, beispielsweise hat nur jeder zehnte Mensch Zugang zu sauberem Trinkwasser. Durch den Bau von insgesamt 29 Brunnen und Quellfassungen in der ersten Projektphase wird der Zugang massiv gesteigert.
Alle geplanten Maßnahmen für das Seriti Catchment in Zahlen:
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www.mfm.at/projektgebiet-jeldu