Landwirtschaft
Stadt, Land, Flucht
Megersa Bulto wuchs in einer sehr entlegenen Gegend Äthiopiens auf. Rund
180 km nordwestlich der Hauptstadt Addis Abeba in einem abgelegenen Talkessel der Region Ginde Beret, was wortwörtlich so viel bedeutet wie „der große Viehstall“.
Landwirtschaft Der Großteil der Bevölkerung im ländlichen Äthiopien muss als Kleinstbauer ein Auskommen finden. Das wird aufgrund veralteter Anbaumethoden, fortschreitender Erosion und ausgelaugten Böden jedoch immer schwieriger. Deshalb ist es wichtig, diese Lebensgrundlage zu sichern. Die Bauern in unseren Projektregionen lernen in landwirtschaftlichen Kursen verbesserte Anbau- und Bewässerungstechniken kennen. Terrassierung und Aufforstung wirken der Erosion entgegen. Ertragreicheres Saatgut und teils noch unbekannte Obst- und Gemüsesorten wie Paradeiser, Mangold, Äpfel oder Mangos tragen außerdem zu einer gesicherten, vitaminreichen Ernährung der Familie bei.
Bis vor einigen Jahren gab es zu Megersas Heimatdorf keine Zufahrtsstraße, in der ganzen Region fehlte sauberes Trinkwasser und es gab nur wenige Möglichkeiten, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Wie so viele hat auch Megersa von einem besseren Leben geträumt und sich auf den Weg gemacht. Er zog nach Ambo, einer Stadt direkt an der asphaltierten Straße, wo täglich unzählige Lastwägen vorbeidonnern. Dort würde er Arbeit finden, die genug einbringt, damit er eine Familie gründen und ein gutes Leben führen kann. So seine Überzeugung. In Ambo, rund 2,5 Fahrstunden von seiner Heimat entfernt, versuchte er als Gewürzhändler sein Glück. „Es war sehr schwierig“, so Megersa. „Ich konnte kaum von meinem Einkommen leben, meine Träume von einem guten Leben ohne existentielle Sorgen haben sich auch in der Stadt nicht erfüllt.“ Zwar gründete Megersa eine Familie, doch die Situation in Ambo wurde immer schwieriger.
Zurück in die bessere Zukunft
Während Megersa sein Glück in der Stadt suchte, hatte sich seine Heimatregion weiterentwickelt. Seit 2011 arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Menschen für Menschen in Ginde Beret. In dieser Zeit wurden gemeinsam mit der Bevölkerung Zufahrtswege geschaffen, landwirtschaftliche Schulungen durchgeführt und Brunnen und Quellfassungen gebaut. „Über sechs Jahre war ich weg. Als ich vor drei Jahren zurückkehrte, hat mir mein Vater ein kleines Stück Land überlassen. Doch anfangs wusste ich auch nicht so recht, was ich anbauen sollte. Also habe ich Zuckerrohr gepflanzt“, erzählt Megersa. „Erst als mir die Nachbarn von den Landwirtschaftskursen erzählten, habe auch ich die Unterstützung gesucht und im Training etwas über Gemüseanbau gelernt. Dank der vielen verschiedenen Sorten kann ich heute den Lebensunterhalt für mich und meine Familie bestreiten.“
Ein Garten Eden
Auf dem kleinen, gepflegten Grundstück wachsen nun Kaffee, Papaya, Paradeiser, Mangold und sogar Apfelbäume. Vor allem die beiden kleinen Söhne sind ganz begeistert. Sie lieben den süßen Geschmack der Äpfel, die vor allem in den ländlichen Regionen einen guten Preis auf dem Markt erzielen. Der Hof von Megersa wirkt wie ein kleines Paradies. „Ich merke auch, dass sich die Einstellung der Menschen verändert hat. Es wird Neues ausprobiert und wenn man sieht, dass etwas beim Nachbarn gut funktioniert, übernimmt man es. Auch haben die Frauen heute Möglichkeiten, die es vor wenigen Jahren noch nicht gab. Meine Frau Workenesh kann mithilfe eines Kleinkredits selbstständig ein Einkommen erwirtschaften“, erzählt Megersa begeistert. So wie viele andere Frauen hat sich Workenesh einer Kreditgruppe angeschlossen, um ihre Geschäftsidee zu verwirklichen. Sie hat Milchkühe gekauft und verarbeitet die Milch zu Butter und Joghurt. Später möchte sie auch noch mit verschiedenen Alltagsgütern wie Seife oder Schuhen handeln und ein kleines Geschäft eröffnen. Megersa und Workenesh haben nochmals den Weg zurück zu ihren Wurzeln gewagt. Die Träume, die sie einst in der Ferne gesucht hätten, erfüllen sich jetzt in ihrer Heimat.
Mehr über unsere Maßnahmen im Bereich Landwirtschaft lesen Sie hier:
www.mfm.at/landwirtschaftDie gute Erde
Wie ein gut geöltes Uhrwerk arbeiten Workenesh und ihr Mann Megersa zusammen und schütten Schicht für Schicht in die kleine Grube, die sie fein säuberlich ausgehoben haben: Etwas Erde, dann Wasser, Blätter und Asche und schließlich das Herzstück der sich füllenden Kompostgrube: Schalen, übriggebliebene Blätter und andere Reste vom Gemüse, das soeben im Kochkurs von Menschen für Menschen zum Einsatz kam. Noch eine abschließende Schicht Blätter und Erde und das Werk ist vollbracht: Das Ehepaar hat einen weiteren wichtigen Schritt getan, um auch künftig viel gutes Obst und Gemüse auf ihrem kleinen Hof ernten zu können. In etwa einem Jahr sollte die Komposterde fertig zur Verwendung sein. Auch das Anlegen von Kompostgruben und -haufen gehört zu den Techniken, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Menschen für Menschen den Bauern näher bringen. Einmal gelernt, ist somit eine weitere wichtige Basis für ein besseres Leben gelegt.
Ernährung sichern und Perspektiven schaffen. Maßnahmen im Bereich Landwirtschaft wirken sich positiv auf Mensch und Umwelt aus:
Ernährung
Umwelt
Bei einer Evaluierung werden die einzelnen Glieder der Wirkungskette analysiert: Welche Mittel wurden eingesetzt (Input), welche Leistung wurde damit erbracht (Output), welche direkte (Outcome) und welche langfristige Wirkung (Impact) wurde erzielt.