Ich versuche herauszufinden, wo die Nöte der Menschen liegen. Dann gebe ich ihnen die Mittel, sich zu entwickeln.“

Als Karlheinz Böhm Anfang der Achtziger Jahre nach Äthiopien fuhr, hatte er einzig den Wunsch zu helfen. Dabei wählte er von Beginn an nie den einfachen Weg. Als ihm abertausende „Wetten, dass..?“-Zuschauer ihre Spende anvertrauten, löste er sein Versprechen ein, ohne Zuhilfenahme von Organisationen den Menschen in der Sahelzone zu helfen. Dass sein idealistisches Vorhaben auch mit einer gewissen Naivität einherging, das gestand sich Karlheinz Böhm damals selbst ein. „Ich bin hier, um zuzuhören“, war sein Leitspruch unter dem er sich den Herausforderungen in Äthiopien stellte. Immer wieder wurde er für sein Engagement belächelt. Zum Beispiel, als er damit begann 1.500 Halbnomaden, die ihr Dasein in einem Hungerlager fristeten, im Erer Tal anzusiedeln.

Nur zwei Jahre nach Beginn der Arbeit im Erer Tal war es geschafft: die Bauern konnten die ersten richtig ertragreichen Ernten einfahren und das Hungerlager war für immer geschlossen. Mit der Hilfe für die Menschen im Erer-Tal legte Karlheinz Böhm den Grundstein für seine „Hilfe zur Selbsthilfe“ mit dem erklärten Ziel, die Bevölkerung auf lange Sicht unabhängig zu machen. In sechs Projektregionen konnte dieses Ziel bereits erreicht werden: Sie wurden abgeschlossen und zur Gänze in die Verantwortung der Bevölkerung und örtlichen Behörden übergeben.

„Es ging mir ausschließlich um die Menschen, nicht um die Politik.“

Eines dieser abgeschlossenen Projektgebiete ist Illubabor, wo die Arbeit von Menschen für Menschen 1985 begann. Karlheinz Böhm wurde damals für sein Einschreiten in Illubabor stark kritisiert: Hunderttausende Menschen aus den dürregeplagten Provinzen Wollo und Tigray wurden damals von der Regierung in den fruchtbareren Südwesten des Landes zwangsumgesiedelt. Während viele Organisationen Hilfeleistungen für diese Menschen ablehnten – weil man damit indirekt die Umsiedelungsmaßnahmen unterstütze – fragte sich Karlheinz Böhm trotz aller berechtigten Kritik, welche Schuld die Menschen tragen, die ohne Hab und Gut, ohne gesundheitliche Versorgung nach Illubabor verpflanzt wurden. Was als Nothilfe begann, entwickelte sich zum größten Projektgebiet von Menschen für Menschen, wo rund 1,3 Millionen Menschen von der „Hilfe zur Selbsthilfe“ profitieren.

Karlheinz Böhm hat im Laufe der Jahrzehnte immer wieder Mut bewiesen und nach Lösungen gesucht, die in erster Linie den Menschen Äthiopiens zugutekamen. Schon früh erkannte er, dass es mehr braucht als Almosen, um eine Region nachhaltig zu entwickeln. Das Konzept der „integrierten ländlichen Entwicklung“ wuchs mit neuen Herausforderungen, wurde an bestimmte Bedürfnisse angepasst oder um wichtige Bereiche erweitert.

Berhanu Negussie, Landesrepräsentant Äthiopien (Foto)

Berhanu Negussie
Landesrepräsentant Äthiopien

„Wir setzen einen integrierten Entwicklungsansatz um, bei dem alle Maßnahmen miteinander verknüpft werden. Dabei müssen wir uns immer wieder die Frage stellen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Externe Prüfungen helfen uns dabei unsere Arbeit kritisch zu hinterfragen und so stetig weiterzuentwickeln.“

Berhanu Bedassa, Projektleiter Ginde Beret und Abune Ginde Beret (Foto)

Berhanu Bedassa
Projektleiter Ginde Beret und Abune Ginde Beret

„Bedarfserhebung und Planung allein bewirken noch keinen Erfolg. Wichtig ist auch eine gewissenhafte Begleitung und laufendes Monitoring unserer Projekte, damit deutlich wird, wo eventuell nachgebessert werden muss. Nur eine lernfähige Organisation kann nachhaltige Entwicklung für die Menschen bewirken.“

1,3

Millionen Menschen

profitierten in Illubabor von der „Hilfe zur Selbsthilfe“

713

Mitarbeiter

beschäftigt Menschen für Menschen in Äthiopien

„Wichtig ist für mich der Gedanke "Hilfe zur Selbsthilfe", denn mit einer Speisung ohne Zukunftsperspektive ist keinem langfristig gedient.“

Menschen für Menschen in Äthiopien

In Äthiopien beschäftigt Menschen für Menschen 713 Mitarbeiter, von denen lediglich 4 nicht aus Äthiopien stammen. Denn auch ein noch so gut unterrichteter Europäer kann die Menschen Äthiopiens niemals so verstehen, wie ein Äthiopier selbst. Die Arbeit mit den Menschen in den ländlichen Gebieten steht im Mittelpunkt unserer Arbeit, weshalb es besonders wichtig ist, dass gegenseitiges Vertrauen und Verständnis herrschen. Der Großteil unserer äthiopischen Kollegen ist in den Projektregionen tätig und arbeitet direkt mit der Bevölkerung an der Planung und Umsetzung unserer Maßnahmen. In den österreichischen Projektgebieten Abune Ginde Beret und Ginde Beret, die gemeinsam etwa so groß sind wie Vorarlberg, sind insgesamt 77 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Menschen für Menschen tätig. Unsere Entwicklungsberater arbeiten und leben in den Dörfern der Region. Dadurch wissen sie über die Herausforderungen der Bevölkerung genau Bescheid und stehen in der Umsetzungsphase immer mit Rat und Tat zur Seite.

Erfahren Sie mehr über das Team von
Menschen für Menschen in Äthiopien:

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www.mfm.at/TeamET
Terhas Berhe, Fotografin aus Äthiopien (Foto)

Terhas Berhe ist eine Fotografin aus Äthiopien und begleitet uns auf Recherchereisen.

Menschen für Menschen in Österreich

Für den österreichischen Verein ist im Wiener Büro ein hauptamtliches Team von 11 Mitarbeitern (davon 4 Teilzeit) tätig, das unter anderem eine direkte Verbindung zwischen den Menschen in den Projektregionen und den Spendern darstellt. So gehört die Recherche vor Ort zu den besonders wichtigen Aufgaben des Teams, wodurch wir direkt über Bedarf, Fortschritt und die damit zusammenhängende Verwendung der Spenden informieren. Das bedeutet beispielsweise, dass alles was Sie in diesem Jahresbericht lesen und sehen, von uns selbst vor Ort recherchiert und verfasst wurde. So erfahren Sie aus erster Hand, welche Maßnahmen Sie als Spender unterstützen und welche Erfolge in Äthiopien mit Ihrer Hilfe erreicht werden konnten.

Persönlich betreut von Menschen für Menschen

Uns ist es besonders wichtig, so viele Projekte und Prozesse wie möglich selbstständig abzuwickeln. Das spart nicht nur Kosten. Wir können auf diese Weise unseren Unterstützern auch eine möglichst persönliche Betreuung bieten. Für Fragen stehen wir Ihnen immer gerne zur Verfügung. Auf unserer Website finden Sie den richtigen Ansprechpartner für Ihr Anliegen:

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www.mfm.at/ueber-uns
Alexandra Bigl, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit in Österreich, im Gespräch mit Berhanu Bedassa. (Foto)

Vieles lässt sich persönlich besser besprechen: Alexandra Bigl, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit in Österreich, im Gespräch mit Berhanu Bedassa.

Meilensteine nachhaltiger
„Hilfe zur Selbsthilfe“

  • 1981

    Karlheinz Böhm gründet am 13.11. Menschen für Menschen

  • 1982

    Die Ansiedelung der Halbnomaden im Erer Tal beginnt

  • 1985

    Unterstützung von 85.000 Menschen, die nach Illubabor umgesiedelt wurden

  • 1988

    Illubabor wird zum ersten »Integrierten ländlichen Entwicklungsprojekt«

  • 1992

    Das Agro Technical and Technology College (ATTC) in Harar wird eröffnet

  • 1997

    Die Arbeit im ersten österreichischen Projektgebiet Derra beginnt

  • 1999

    Start der »Safia«- Kampagne zur Bekämpfung von Genitalverstümmelung

  • 2008

    Start Bildungs- programm »ABC-2015«

  • 2010

    Die Projekte in der Region Derra werden nach 13 Jahren in die Verantwortung der Bevölkerung übergeben

  • 2011

    Die Arbeit im österreichischen Projektgebiet Ginde Beret beginnt

  • 2012

    Die Arbeit im österreichischen Projektgebiet Abune Ginde Beret beginnt. Start der Großaktion zur Bekämpfung von Trachom in Abune Ginde Beret und Ginde Beret

  • 2013

    Die Projekte in den Regionen Midda, Illuba- bor und Babile werden in die Verantwortung der Bevölkerung übergeben